Gebärmutterhalskrebs – nutzt die Vorsorge

Januar ist Gebärmutterhalskrebs-Gedächtnismonat

Dieser Blogbeitrag wird über Gebärmutterhalskrebs gehen. Im Januar wird dazu aufgerufen, sich mit dieser Erkrankung zu beschäftigen. Und das sollte jede Frau unter uns machen, denn es ist eine Krebsart mit sehr guten Heilungschancen, wenn sie früh genug entdeckt wird. Also nutzt die Krebsvorsorgeuntersuchungen!

Die Gebärmutter

Aufbau einer Gebärmutter

Die Gebärmutter dient der Fortpflanzung: die befruchtete Eizelle nistet sich ein und der Embryo wächst heran; während der Geburt wird das Kind durch die Muskelkontraktionen der Gebärmutter nach außen getrieben.1

Die Gebärmutter besteht aus drei Teilen: dem Gebärmutterhals, dem Isthmus (Engstelle) und dem eigentlichen Gebärmutterkörper.2,3 Der Gebärmutterhals ist innen mit einer Schleimhaut (Epithel) ausgekleidet, deren Drüsen eine zähe Flüssigkeit (Zervixschleim) bilden und somit verhindern, dass Krankheitserreger in die Gebärmutter eindringen können.4 Der Hals ist ein kräftiger Muskelschlauch, dessen unteres Ende den Muttermund bildet.4 Dieser Bereich ist besonders anfällig für Zellveränderungen5 (zervikale oder epitheliale Dysplasie).1

Unterschied zwischen normalen Zellen und Dysplasie

Gebärmutterhalskrebs: Vorstufen

Derartige Zellveränderungen werden in drei Schweregrade eingeteilt.1 Diese Gruppierung wird als Zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN = cervical intraepithelial neoplasia) bezeichnet.1,6

  • CIN 1 steht für eine leichte Dysplasie, die Veränderungen betreffen nur die obere Epithelschicht.1,6
  • Bei einer CIN 2 liegt eine mittelschwere Dysplasie vor, die Veränderungen reichen bereits bis in mehreren Schichten.1,6
  • Eine schwere Dysplasie wird unter CIN 3 eingestuft, bei der die Veränderungen das ganze Epithel betreffen.1,6

CIN- Zervikale intraepitheliale Neoplasie

Eine Diagnose solcher Vorstufen, auch Präkanzerose genannt, bedeutet nicht zwingend, dass sich daraus Krebs entwickelt, jedoch steigt die Wahrscheinlich mit steigendem Schweregrad.1

 

 

Gebärmutterhalskrebs

Darstellung von Gebärmutterhalskrebs

Äußerst selten – bei einer von 100 Frauen – bilden sich die Zellveränderungen jedoch nicht zurück und es entsteht Krebs.5,8 Im Durchschnitt dauert dieser Vorgang rund 15 Jahre.7,9,10

Ursachen

Voraussetzung für die Bildung von Gebärmutterhalskrebs ist eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV)5.

HPV

Es gibt rund 100 verschiedene HP-Viren, die für unterschiedliche Krankheiten verantwortlich sind.1,10 Humane Papillomaviren befallen überwiegend Haut- und Schleimhautzellen.4

Darstellung Humaner Papillomaviren (HPV 6,11,16,18)

HPV 6 und HPV 11 sind zum Beispiel Verursacher von gutartigen Läsionen von:

  • der Haut (Warzen)1,8
  • der Schleimhäute von Genital- und Analkörper (Warzen)1,8
  • des Mundes9
  • der Atemwege8

HPV 16 und HPV 18 sind in der Entwicklung von

  • Krebsvorstufen5
  • Gebärmutterhalskrebs5 involviert.

Viren sind mikroskopisch kleine Partikel und bestehen hauptsächlich aus Erbmaterial und einer schützenden Eiweißhülle.7 Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie keinen eigenen Stoffwechsel haben und somit sind sie für die Vermehrung auf einen lebenden Organismus (Wirt) angewiesen.7

Übertragen wird HPV 16 und HPV 18 hauptsächlich beim Geschlechtsverkehr4,5 oder durch Hautkontakt im Intimbereich.4 Die Viren nisten sich in Zellen der Gebärmutterschleimhaut ein.5 Dort werden bestimmte Gene der Erreger in das Erbgut der betroffenen Zellen eingebaut.5 Durch die dauerhafte Aktivität der Fremd-Gene kommt es zu Veränderungen der Zellen.5 Werden diese nicht rechtzeitig erkannt, entwickelt sich daraus Krebs.5 Etwa 70% aller Gebärmutterkrebsfälle sind auf eine Infektion dieser beiden HP-Virustypen zurückzuführen.5,10

Kofaktoren

Zusätzlich zu einer Infektion sind folgende Faktoren von Bedeutung:

  • Rauchen4,7 und Passivrauchen1: in der Schleimhaut der Gebärmutter lassen sich krebserregende Abbauprodukte von Tabakrauch nachweisen.1 Eine Infektion bleibt bei Raucherinnen zusätzlich länger bestehen; für ehemalige Raucherinnen bleibt das Risiko etwa 20 Jahre lang erhöht7
  • Adipositas11
  • Viele Schwangerschaften/Geburten7
  • Hormonelle Verhütungsmittel1
  • Zusätzliche Infektionen im Genitalbereich1
  • Mangelnde Hygiene1
  • Ungeschützter Sex1
  • AIDS4
  • Medikamente, die die Immunabwehr schwächen1,4

Genetische Faktoren scheinen keinen Einfluss auf die Entwicklung einer Infektion bis hin zur Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs zu haben.1

Es wurde jedoch gezeigt, dass Frauen mit einer sogenannten Hormonspirale (IUP = Intrauterinpessoren) nur halb so oft erkranken, als Frauen, die andere Verhütungsmittel nutzen.7 Es wird vermutet, dass das Fremdmaterial der IUP die Immunantwort anregt und die Infektion somit effektiver bekämpft wird.7

Diagnose

Beschreibung der fünf Stufen eines Pap-Tests

Der Pap-Test, der vom griechischen Mediziner George Nicholas Papanicolaou entwickelt wurde, dient seit Mitte der 1940 zur Früherkennung.5 Dabei wird ein Abstrich vom Muttermund und Gebärmutterhalskanal genommen und dadurch die symptomlosen Krebsvorstufen detektiert,5 die sich in fünf Stufen (Pap I bis Pap V) einteilen lassen.5 Ab Stufe drei sind weitere Untersuchungen notwendig.5 Ein Beispiel hierfür ist die Kolposkopie, bei der der Muttermund mittels einer Lupe auf Zellveränderungen untersucht wird.5,9

Epidemiologie

Todesfälle nach Gebärmutterhalskrebs von 1952-2009

50% aller Frauen infizieren sich mindestens einmal im Laufe ihres Lebens mit dem Virus.20 Hierbei ist auch eine erneute Ansteckung mit dem gleichen Virus nicht ausgeschlossen.5 In den meisten Fällen bleibt eine Infektion jedoch unbemerkt,4 da das Immunsystem dagegen erfolgreich ankämpft.10,11 Kommt es zu einer vorübergehenden Gewebeveränderungen, geht diese häufig von selbst zurück.4,10,11

Im Vergleich zu anderen Krebsarten tritt der Gebärmutterhalskrebs hauptsächlich bei jüngeren Frauen auf.5 Die Hälfte der Betroffenen ist bei der Erstdiagnose jünger als 53 Jahre.1,5 Frauen zwischen 40 und 59 Jahren sind am häufigsten betroffen.5

Weltweite Inzidenz- und Mortalitätsraten von Krebserkrankungen bei Frauen nach Krebsart im Jahr 2012

Weltweit ist der Gebärmutterhalskrebs die dritthäufigste Krebserkrankung,13 in Deutschland belegt er den zwölften Platz (Stand 2012).1 Auch lässt sich ein Rückgang der Anzahl der Todesfälle seit den 1980er erkennen. Dennoch ist diese Krebsart bei jungen Frauen unter 44 Jahren die vierthäufigste Krebstodesursache in Deutschland.12

In der Bundesrepublik erkranken jedes Jahr durchschnittlich etwa 4.600 Frauen,3,4 davon wird der Krebs aber bei zwei Dritteln so früh entdeckt, dass die Chancen auf Heilung sehr gut sind.3

Die 5-Jahres-Prävalenz zeigt den prozentualen Anteil der Krebspatienten, die fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben sind. Bei Gebärmutterhalskrebs sind es demnach 65,2%.14

Prozentualer Anteil Krebspatienten in Deutschland, die fünf Jahre nach Diagnose noch lebten zwischen 2010 und 2014

Symptome

Zunächst lassen sich keine offensichtlichen Symptome erkennen, diese treten erst bei einer fortschreitenden Erkrankung auf:5

  • Müdigkeit1
  • Unregelmäßige Blutungen1 (nach Geschlechtsverkehr,5 außerhalb Zyklus,5 nach Belastung1)
  • Ungewöhnlich lange Blutungen1
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr4
  • Unterbauchschmerzen1
  • Schmerzen beim Wasserlassen/Stuhlgang1,9
  • Rückenschmerzen1,9
  • Gewichtsabnahme5
  • Auffällig geschwollene Beine1,

Behandlung

Derzeit gibt es drei Behandlungsoptionen, die abhängig von der Größe und der Progression des Tumors zum Einsatz kommen.3

  • Konisation: Ausschneiden eines Teils des Gebärmutterhalses (bei sehr kleinen und früh erkannten Tumoren)3
  • Tracherektomie: Teilentfernung des Gebärmutterhalses (nur bei kleinen Tumoren und wenn die Lymphknoten noch nicht befallen sind)3
  • Hysterektomie: Entfernen der ganzen Gebärmutter3

Zusätzlich wird bei fortgeschrittenem Krebs Chemo- und Strahlentherapie eingesetzt.3

Prävention

HPV-Screeening Set

Laut der Krebsfrüherkennungsrichtlinie hat jede Frau ab dem 20ten Lebensjahr Anspruch auf eine alljährliche kostenlose Untersuchung.5 Dabei wird mittels Pap-Test auf Zellveränderungen untersucht.5

Ab dem 35ten Lebensjahr wird zusätzlich ein HPV-Test durchgeführt, der die DNA dieser Viren detektiert.15

Seit 2006 gibt es eine Schutzimpfung gegen Humane Papillomaviren.13 Diese wird ab einem Alter von neun Jahren empfohlen.13 Jedoch wirkt diese Impfung bei Frauen nicht, die bereits mit dem Erreger in Kontakt gekommen sind.13

Diese Krebsvorsorgeuntersuchungen sind wichtig, da die Heilungschancen am größten sind, wenn der Tumor frühzeitig erkannt und behandelt wird.5

Australien als Vorbild

Australien ist weltweiter Spitzenreiter in der Prävention von Gebärmutterhalskrebs und hat sich zum Ziel gesetzt, diesen bis 2028 zu eliminieren.12 In diesem Fall  bedeutet eliminieren eine Neuerkrankungsrate von weniger als vier pro 100.000 Frauen jährlich.12 Experten rechnen bereits in zwei Jahren mit nur noch sechs Neuerkrankungen pro 100.000 weiblichen Einwohnern.12 Somit würde diese Krebsart in die Kategorie einer seltenen Erkrankung fallen.12 Im Vergleich zu Australien liegt die Neuerkrankungsrate in Deutschland bei zwölf Erkrankten pro 100.000 Frauen.12 Die Neuerkrankungsrate ist in Australien aufgrund eines guten Präventionsprogramm stark zurück gegangen. Dies beinhaltet zum Beispiel die Umstellung vom Pap- auf den HPV-Test.12 Die Rate der Schutzimpfung liegt bei 80-90%.12 Im Vergleich zu Deutschland: hier liegt die Rate bei 31-43%.12

Zukunft

Sowohl am Pap- als auch am HPV-Test wird enorme Kritik geübt. So heißt es, dass ersterer in 20-50% der Fälle versagt.12,15 Der Test auf Viren-DNA ist demnach zwar genauer, dennoch lässt sich dadurch keine Aussage über die Krebsanfälligkeit machen.16

Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz

Ein Forscherteam vom National Cancer Institute (NCI) und Global Good hat einen Algorithmus entwickelt, der digitale Gebärmutterbilder analysiert und so die verschiedenen Krebsstufen erkennt.17 Durch künstliche Intelligenz (AI = artificial intelligence) lässt sich eine höhere Sensitivität erreichen als mit einem gewöhnlichen Pap-Test.18

Dadurch ist ein noch genaueres frühzeitiges Erkennen von Krebsvorstufen möglich.18

Gentest

Forscher aus Großbritannien haben einen Test entwickelt, mit dem sich Gebärmutterhalskrebs zu 100% nachweisen lässt.15,16 Dieser wurde an 15.744 Frauen im Alter zwischen 25 und 65 Jahren über fünf Jahre hinweg in Kanada durchgeführt.15,16 Der auf Epigenetik basierende Test sucht nicht nach HPV-DNA oder Zellmutationen, sondern analysiert chemische Marker auf dem Genom.16,17 Epigenetik beschreibt alle Vorgänge, die die Aktivität eines Genes im Laufe des Lebens verändert. Durch verschiedene Prozesse werden einzelne DNS-Abschnitte blockiert. Auch Krebserkrankungen machen sich auf der DNS bemerkbar und werden durch den neuartigen Test erkannt, der nach Krebs-Markern innerhalb des Genoms sucht.15

Es wird erwartet, dass der Gentest in den nächsten fünf Jahren in England als Vorsorgeuntersuchung etabliert wird. Im Vergleich zum Pap-Test weist dieser Gentest eine höhere Genauigkeit auf,15 es sind weniger Kontrolltermine nötig15 und er ist zudem kostengüstiger.15,16

Therapeutische Impfung

Ein weiteres Ziel ist, ein Medikament für Menschen zu entwickeln, die bereits an Gebärmutterhalskrebs erkrankt sind.19 Ein erster therapeutischer Impfstoff bekämpfte im Mausmodell erfolgreich den Krebs: bei der Hälfte bildeten sich die Tumore wieder zurück.19 Diese Behandlungsoption stimuliert das Immunsystem, sodass es entartete Zellen abtötet.19

  • Schutzimpfung: Körper bildet Antikörper, die ihm vor zukünftigen Infektionen schützt19
  • Therapeutische Impfung: aktiviert zytotoxische T-Zellen19

Das Besondere an dieser Art von Impfung ist, dass die Epitope wichtiger Bestandteil des Impfstoffes sind.13 Diese werden nach der Impfung in die Lymphknoten transportiert und können dort eine Immunantwort auslösen.13 Die zytotoxischen T-Zellen kommen mit diesen Proteinen in Kontakt und suchen daraufhin den restlichen Körper danach ab und infizierte Zellen/Krebszellen werden abgetötet.13Im Moment befindet sich der therapeutische Impfstoff in der präklinischen Entwicklungsphase.19

Zeitachse der Medikamentenzulassung

 

 

Ansprechpartner:

Kristina Schraml (kristina.schraml@biovariance.com)

Quellen