Anlässlich des Welt-Nieren-Tags am 14. März thematisiert der heutige Blog eine weitere seltene Krankheit in Deutschland. Das Nierenzellkarzinom ist die häufigste Form von Nierenkrebs und tritt vermehrt bei älteren Menschen auf. Der Beitrag handelt von Lage, Aufbau und Funktion der Niere, Nierenkrebs im Allgemeinen, sowie Ursachen und Behandlung der Erkrankung.
Die Niere
Lage
Jeder Mensch besitzt zwei bohnenförmige Nieren, die jeweils knapp 120 Gramm wiegen.1 Diese befinden sich auf der Körperrückseite auf Höhe des elften und zwölften Wirbels unterhalb des Zwerchfells.2 Dabei liegt die recht Niere etwas tiefer als die linke, da über dieser die Leber lokalisiert ist.2
Anatomie
Die Niere wird in Nierengewebe und Nierenbecken unterteilt.3 Ersteres enthält etwa eine Million kleiner Filtereinheiten, sogenannte Nephrone, die aus Glomeruli (Nierenkörperchen) und Tubuli (Nierenkanälchen) bestehen.4 Zum Nierengewebe werden Nierenrinde, -mark und -kelche gezählt.1 Das Nierenmark besteht aus 10 bis 12 kegelförmigen Strukturen, den Nierenpyramiden.5 Die Nierenpforte umfasst die Nierenarterie und -vene und fungiert als Durchlass für Lymphgefäße, Nerven und dem Harnleiter.4 Umschlossen wird sie von der Nierenkapsel, auch Bindegewebskapsel genannt, die eine Schutzaufgabe erfüllt.4
Aufgabe
Die Reinigung des Blutes und die Bildung von Urin sind die Hauptaufgaben der Niere.3 Die Nephrone entgiften den Körper, indem Schadstoffe aus dem Blut gefiltert und als Urin in den Harnweg abgesondert werden.1,3 Das gereinigte Blut wird dem Körper anschließend über die Nierenvene wieder zugeführt.4 Der so produzierte Harn wird im Nierenbecken gesammelt und über den Harnleiter in die Blase gefördert, um über die Harnröhre ausgeschieden zu werden.3
Nierenkrebs
Als Nierenkrebs werden gemäß des deutschen Krebsregisters alle bösartigen Erkrankungen der Niere, des Nierenbeckens und des Harnleiters bezeichnet.6 Bei der häufigsten Form von Nierenkrebs, dem Nierenzellkarzinom (Hypernephron), entarten die Zellen der Nierenkanälchen.1,6 Diese Form macht in etwa 90-96% aller Nierentumore aus.7 Da die Niere stark durchblutet wird und mit großen Blutgefäßen verbunden, können sich Tumorzellen sehr schnell im Körper ausbreiten und Metastasen bilden.6 Diese treten hauptsächlich in der Lunge, in der Leber, im Gehirn und in den Knochen auf.6
Epidemiologie
Bösartige Tumore in der Niere sind in Deutschland allgemein selten und machen in etwa 2% aller Tumorerkrankungen aus.6 Jährlich erkranken hierzulande rund 6.000 Frauen und 10.000 Männer neu an Nierenkrebs,1 dabei sind Männer doppelt so häufig betroffen wie Frauen.8 Statistiken belegen, dass seit den 90er Jahren die Neuerkrankungsrate bei Männern steigt, bei Frauen hingegen seit 2009 sinkt.8 Die altersstandardisierten Sterberaten gehen bei beiden Geschlechtern zurück.8 Das Durchschnittsalter bei Erhalt der Diagnose beträgt bei Frauen 72 Jahre, bei Männern 67 Jahre.8 Junge Menschen sind sehr selten von dieser Krebserkrankung betroffen.3
Ursache
Eine genau Ursache, die zur Bildung von Nierenzellkarzinomen führt, ist nicht bekannt.6 Oftmals lässt sich diese auch im Nachhinein nicht feststellen.3 Jedoch wird die Krebsentstehung durch einige Risikofaktoren begünstigt:
- Rauchen6,7
- Alkoholmissbrauch6,7
- Bluthochdruck6,7
- Übergewicht6,7
- Fettreiche Ernährung6
- Zu geringe Flüssigkeitsaufnahme6
- Chronische Nierenschwäche6
- Kontakt mit nierenschädigenden Substanzen7
- Steigendes Lebensalter6
- Erbliche Faktoren6
Therapie
Das wichtigste Verfahren nach Diagnosestellung ist eine Operation.9 Dabei wird die betroffene Niere teilweise oder komplett entfernt.9 In 96,5% der Fälle ist nur eine Niere vom Krebs betroffen.1 Die Leistung der zweiten Niere kann hierbei den Verlust der ersten Niere vollständig ausgleichen.9 Hat sich der Tumor bereits ausgebreitet, wird (zusätzlich) eine Bestrahlung angewandt, um die abgesiedelten Krebszellen zu töten.9 Eine Chemotherapie ist bei Nierenkrebs nicht wirksam.9
Zielgerichtete Therapie
Die zielgerichtete Therapie ist Bestandteil der personalisierten Medizin.10 Diese ist auf die biologischen Eigenschaften des Tumors ausgerichtet.10 Durch einen Test auf spezifische Biomarker lassen sich die Unterschiede einer gesunden und einer Krebszelle feststellen.10 Darauf aufbauend werden Medikamente eingesetzt, um zum Beispiel bestimmte Stoffwechselvorgänge zu unterdrücken und so das Wachstum der Krebszellen zu verhindern.9 Für die Behandlung von Nierenkrebs sind bereits verschiedene zielgerichtete Medikamente (z.B. Bevacizumab, Sorafenib) zugelassen,9 weitere 26 sind in der Entwicklung.11 Ansprechpartner: Kristina Schraml (kristina.schraml@biovariance.com) Quellen