Brustkrebs – Der ewige Kampf

Die aktuelle Situation

Dank enormer Fortschritte in der Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge haben sich die Überlebenschancen und die Lebensqualität Brustkrebs-erkrankter Menschen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. Dennoch bleibt Brustkrebs nach wie vor eine große medizinische Herausforderung: 2012 belegte Brustkrebs mit fast 12 % aller Fälle hinter Lungenkrebs Platz 2 der weltweit häufigsten Krebsarten. [1] Bei Frauen ist Brustkrebs heutzutage mit über 30 % der Fälle die häufigste Krebserkrankung, gefolgt von Darmkrebs (12 %) und Lungenkrebs (9 %). Bei Männern liegt die Brustkrebs-Inzidenz immerhin bei knapp 1 %. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr über 70.000 Frauen und etwa 600 Männer. Demnach wird jede achte Frau im Laufe ihres Lebens mit dieser Diagnose konfrontiert. [2,3,4] Moderne Diagnostikverfahren und Therapieansätze ermöglichen mittlerweile gute Überlebenschancen von bis zu 80 %. Doch was beeinflusst das Risiko zu erkranken? Die genauen Ursachen von Brustkrebs sind bis heute nicht vollständig ergründet. Als individuelle krankheitsauslösende Faktoren zählen jedoch unter anderem das Lebensalter, Hormonhaushalt, Lebensstil (z.B. Ernährung, Bewegung, Rauchen,…) und die genetische Veranlagung. [1,2,5,6] Mit einem durchschnittlichen Erkrankungsalter von 63 Jahren ist Brustkrebs wie die meisten Krebsarten eine Alterskrankheit (siehe Abb 1) . Zum Zeitpunkt der Diagnose sind 25 % der Patientinnen jünger als 55 und 10 % jünger als 45 Jahre. [2,3,4,6]  

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Abb. 1: Brustkrebs-Erkrankungsrate nach Alter und Geschlecht, je 100.000 Menschen (2013-2014). [6]

Risikogene

Krebs wird nicht grundsätzlich vererbt, jedoch beruht ein Teil der Erkrankungen auf einer vererbten genetischen Veränderung. Risikogene, die jeder Mensch in sich trägt, sind BRCA1 und BRCA2. Mutieren diese Gene, steigt das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, auf bis zu 80 %. Schätzungsweise sind aber nur 5-10 % der Patientinnen von einer solchen Mutation betroffen. [2,3,5,7,8] Neben den beiden genannten Genen können noch 60 weitere Gene das Risiko von Brustkrebs erhöhen. Mutationen dieser Gene sind aber entweder sehr selten oder erhöhen das Krebsrisiko nur geringfügig. Trägt eine Frau allerdings mehrere davon in ihrem Erbgut, kann sich das Risiko entsprechend erhöhen. [7]

Präventive und Therapeutische Möglichkeiten

Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei Brustkrebs zählen Operation, antihormonelle Therapie, Chemotherapie, Strahlentherapie und Therapie mit neuen, zielgerichteten Medikamenten. Die Behandlung variiert individuell und hängt vom Brustkrebstyp, Krebsstadium, Gesundheitszustand, eventuellen Begleiterkrankungen und Wünschen der Betroffenen ab. Zudem werden weitere Faktoren wie Hormonempfindlichkeit und Aggressivität des Tumors in die Entscheidungsfindung mit einbezogen. [2,3] In der modernen Krebsbehandlung werden zunehmend zielgerichtete Krebsmedikamente eingesetzt. Diese künstlich hergestellten Antikörper schaden nicht mehr dem gesamten Körper, sondern reagieren nur auf bestimmte Zelleigenschaften, die das Krebswachstum beschleunigen. Die Behandlung von Brustkrebs wird also schonender für die Patientin, aber wirksamer gegen die Krebszellen. Eine Behandlung mit diesen neuartigen Medikamenten ist auch bei weit fortgeschrittenem Krebsleiden mit Metastasen möglich. Doch nicht alle Krebspatientinnen profitieren von einer zielgerichteten Therapie, da die speziellen Zielstrukturen, gegen die sie sich richten, im Tumorgewebe vorhanden sein müssen. [2,3,4] 15-30 % aller Brustkrebspatientinnen weisen beispielsweise vermehrt HER2-Rezeptoren auf den Krebszellen auf, was zu übermäßiger Zellteilung und unkontrolliertem Tumorwachstum führt. Diese aggressive Brustkrebsform erlaubt eine Therapie mit speziellen Antikörpern gegen HER2, wie z.B. dem Hochleistungswirkstoff Trastuzumab. [4,9,10] Die Chance auf Heilung ist zwar in schweren Fällen nur gering, aber es wird ein möglichst langes Leben bei guter Lebensqualität ermöglicht. Aufgrund der vielfältigen und komplexen Erscheinungsformen von Brustkrebs kommen mittlerweile spezielle genetische Analysen als Voruntersuchung mehr oder weniger erfolgreich zum Einsatz. Mehrere molekulare Tests sind inzwischen auf dem Markt erhältlich, die durch Analyse einer bestimmten Genkombination Aufschluss über erfolgversprechende Therapieoptionen geben. Ein Beispiel: OncotypeDX untersucht für bestimmte Brustkrebsformen 21 Gene auf eventuelle Veränderungen und kann anhand der Ergebnisse vorhersagen, ob die Patientin von einer Chemotherapie profitieren würde. [1,7,10] Da der therapeutische Nutzen dieser Gentests aber noch nicht hinreichend nachgewiesen wurde, konnten sich die Analysen bisher nicht als therapieunterstützende Maßnahme etablieren.

Initiativen zur Krebsbekämpfung

Im Jahr 2008 hat das Bundesministerium für Gesundheit gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren den „Nationalen Krebsplan“ initiiert, welcher viele multidisziplinäre Mitglieder vereint und sich auf Problembereiche in der Krebsfrüherkennung und Krebsversorgung fokussiert. Er wird vom Bundesministerium für Gesundheit koordiniert und durch den Projektträger VDI/VDE Innovation + Technik organisatorisch und fachlich unterstützt. Die Initiative ermöglicht eine enge und sektorübergreifende Zusammenarbeit beteiligter Krankenkassen, Rentenversicherungen, Leistungserbringern, Wissenschafts- und Patientenverbänden. Die Schwerpunkte des Nationalen Krebsplans umfassen folgende Handlungsfeldern: [11]  

  • Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung: Anpassung an Qualitätsvorgaben, Verbesserung der Informationsangebote und Teilnahmeraten
  • Weiterentwicklung der onkologischen Versorgungsstrukturen und der Qualitätssicherung: Gewährleistung des uneingeschränkter Zugangs zur onkologischen Versorgung, Verbreitung und Anwendung entspr. Leitlinien, Qualitätsberichterstattung für Leistungserbringer und Kostenträger
  • Sicherstellung einer effizienten und individuellen onkologischen Behandlung: schneller Zugang zu wirksamen und innovativen Krebstherapien
  • Stärkung der Patientenorientierung: Beratungs- und Hilfsangebote für Patienten. Einbeziehung in ärztliche Entscheidungen

  Als Ergänzung zum „Nationalen Krebsplan“ wurde kürzlich eine weitere Initiative vom Bundesministerium, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe gestartet. Die deutschlandweite „Nationale Dekade gegen den Krebs“ zielt darauf ab, Krebspatienten in den nächsten zehn Jahren neue wissenschaftliche Erkenntnisse schneller zugänglich zu machen sowie die Prävention und Früherkennung systematisch zu erforschen und auszubauen. Geplant ist der Bau von 8 nationalen Zentren für Tumorerkrankungen sowie der Bau eines Nationalen Krebspräventionszentrums. Hauptziel ist es, den Einfluss chronischer Entzündungen auf die Krebsentstehung zu untersuchen, molekularbiologische Testmethoden für die Früherkennung zu gewinnen und Impfungen zur Krebsprävention zu entwickeln. Das Projekt wird vom Bundesministerium mit 60 Mio. € gefördert. [12]

Ausblick

Neueste Erkenntnisse im Bereich „Brustkrebs“ und die zunehmende Fokussierung auf personalisierte Medizin erfordern eine stärkere Strukturierung und Vernetzung von Forschung und Versorgung. Schnellerer Wissenstransfer von der Grundlagenforschung in die klinische Behandlung und zurück in die Forschung stellt hierbei eine der größten Herausforderungen dar, die aber beispielsweise durch entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen und die Einführung einheitlicher klinischer Krebsregister gemeistert werden kann. Eine zusätzliche Ausweitung der ambulanten Leistungen in Deutschland und eine stärkere Patientenorientierung im onkologischen Bereich wird eine qualitativ hochwertige, innovative und sektorenübergreifende Brutkrebsversorgung ermöglichen und den Kampf gegen Brustkrebs entscheidend vorantreiben.   Ansprechpartner: Kerstin Hammer Quellen