Welt-AIDS-Tag

Zum Welt-AIDS-Tag gibt es heute einen Beitrag über Allgemeines zu HIV und AIDS, über den großen Durchbruch in der HIV-Therapie und einen Erfolg in der personalisierten Medizin auf diesem Gebiet.

 

 

HIV-Infektion und AIDS

Ausgelöst wird AIDS (acquired immunodeficiency syndrom) durch den humanen Immundefizienz Virus (HIV, human immunodeficiency virus), der zur Familie der Retroviren gehört. Viren können sich nur in fremden Zellen, sogenannten Wirtszellen vermehren und sind somit auf diese angewiesen. Unser Immunsystem ist dafür zuständig, Krankheitserreger wie Pilze, Bakterien oder Viren zu bekämpfen und abgestorbene oder kranke Zellen zu zerstören. Ist ein Mensch nun mit dem HI-Virus infiziert, wird das Immunsystem geschädigt, da der Virus vor allem Immunzellen, sogenannte Helferzellen angreift: Deren eigenes Genmaterial wird in das Erbgut der Wirtszelle eingebaut, der Virus verschmelzt dadurch mit der Wirtszelle und tötet diese ab. Die Helferzellen, die zu den weißen Blutkörperchen, Leukozyten, gehören, steuern eigentlich weitere Zellen in der Immunantwort, können bei einer Infektion diese Funktion jedoch nicht mehr ausüben. Somit wird das Immunsystem immer weiter geschwächt. Übertragen wird der Virus über frische Wunden und Schleimhäute durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Vaginalsekret sowie Muttermilch. Kurze Zeit nach der Ansteckung vermehrt sich der Virus rasant, gleichzeitig nimmt die Anzahl der Helferzellen ab, da diese befallen und dadurch zerstört werden.1 Nach dieser akuten Phase folgt die chronische Phase, in der das Gleichgewicht relativ konstant ist. Bei einer unbehandelten Infektion führt dies, jedoch nicht in jedem Fall, nach einer langen, meist symptomfreien Phase zu einem erworbenen Immundefektsyndrom, sprich AIDS. Durch das andauernd geschwächte Immunsystem gibt es noch weitere Risiken für HIV-Infizierte. Zum Beispiel haben diese ein 50fach erhöhtes Risiko an Tuberkulose zu erkranken.2 Gleichzeitig ist es möglich, dass eine derartige Infektionskrankheit den Ausbruch von AIDS beschleunigt.2 Beide Infektionen verstärken sich also gegenseitig.2 Somit zählt Tuberkulose zu der Haupttodesursache von HIV-Infizierten.3

Epidemiologie

Seit Anfang der 1980er Jahren hat sich eine regelrechte Pandemie entwickelt. Weltweit sind ca. 36,9 Millionen Menschen mit HIV infiziert (Stand 2017), darunter mehr als 3,3 Millionen Kinder unter 15 Jahren.4 Bisher forderte der Virus insgesamt 39 Millionen Todesopfer (Stand 2015). In Deutschland leben ca. 84.700 Infizierte.5 Sowohl die Anzahl der Neuinfektionen, als auch die Anzahl der Todesfälle durch AIDS ist in den letzten Jahren jedoch weltweit stetig gesunken. Dies liegt zum einen an der immer besseren Aufklärung, zum anderen an der erfolgreichen antiretroviralen Therapie (ART): Dadurch wird die Vermehrung des Virus im Körper unterdrückt und die Entwicklung zu AIDS wird dadurch verhindert.5 Mehr als die Hälfte aller HIV-Positiven bekommen weltweit diese lebensrettende Medikamente, was zur Folge hat, dass die Anzahl der AIDS-Todesfälle zwischen 2005 und 2016 insgesamt fast halbiert wurde.6

 

 

HAART

Auch wenn es bereits seit 1987 Medikamente gab, stieg die Todesrate zu dieser Zeit enorm an. Der große Durchbruch in der HIV-Therapie gelang durch die Einführung von HAART (highly active antiretroviral therapy) im Jahr 1993, einer hoch aktiven antiretroviralen Therapie, bei der mindestens drei Wirkstoffe kombiniert werden. Seitdem geht die Sterberate in manchen Ländern rapide zurück – in Frankreich sogar um 94%.8 Durch diese wirksame Kombinationstherapie wird der Virus unter die Nachweisgrenze gedrückt – der Ausbruch von AIDS wird somit verhindert. Zusätzlich wird eine weitere Übertragung des Virus unterbunden, sodass von diesen Patienten kein Risiko mehr ausgeht. Laut einer aktuellen Studie wissen dies jedoch nur 53% aller Befragten.7

UNAIDS

UNAIDS, das HIV/AIDS Programm der Vereinten Nationen hat sich im Kampf gegen AIDS das Ziel „90-90-90“ gesetzt. Das heißt, dass bis zum Jahr 2020 weltweit 90% aller Infizierten auch von ihrer Krankheit wissen sollen, davon sollen 90% in Behandlung sein und davon sollen wiederum 90% unter der Nachweisgrenze liegen und den Virus somit nicht mehr weitergeben können.9 Während viele Länder dieses Ziel bereits erreicht haben, kommt Deutschland im Jahr 2018 auf die Werte „86-86-93“.9 Das große Problem bei der Erfüllung dieser Kampagne sind mittlerweile nicht mehr die Behandlung oder das Verhindern des Ausbrechens von AIDS, sondern die Diagnose:10 knapp 13.000 Menschen sind in Deutschland infiziert, wissen dies jedoch noch nicht. Somit muss hier in den nächsten Jahren noch viel passieren.11

Personalisierte Medizin

Einer der Wirkstoffe, der im Rahmen von HAART eingesetzt wird, ist Abacavir, der nun auch im Rahmen der Behandlung mittels personalisierter Medizin zugelassen wurde.12 Medikamente, die diese Substanz enthalten, werden nur nach einem durchgeführten Gentest verschrieben, sofern dieser negativ ausfällt.12 Bei diesem wird nach Vorhandensein des Genmarkers HLA-B*5701 getestet, der eine Hypersensitivitätsreaktion gegenüber dem Wirkstoff auslöst. Das HLA-System (human leucocyte antigen) beschreibt eine Gruppe von Genen, die für das Immunsystem zentral sind. HLA-B gehört zu den Klasse-I-Antigenen, die, wie alle anderen HLA-Gene, auf einem 4 Millionen Basenpaaren langen Abschnitt auf Chromosom 6 liegen. Von diesem Gen sind mindestens 31 verschiedene Allele, also verschiedene Ausprägungen vorhanden. Bei HIV-Patienten mit dem Allel HLA-B*5701 treten nach der Einnahme von Abacavir schwere Nebenwirkungen auf, die schlimmstenfalls zum Tode führen.12 Dies ist etwa bei 5% aller Patienten der Fall.12 Durch den vorgeschriebenen Gentest kann diese Hypersensitivitätsreaktion ausgeschlossen werden und dem Patienten andere, für ihn unschädliche und wirksame Medikamente verschrieben werden.12 Somit wurde auch auf diesem Gebiet ein Erfolg in Richtung personalisierte Medizin verzeichnet. Mehr zu diesem Thema und einen weiteren Durchbruch in der HIV-Therapie gibt es im nächsten Beitrag.

 

Ansprechpartner: Kristina Schraml (kristina.schraml@biovariance.com) Quellen